Unsere Gründungspräsidenten

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Die Soka Gakkai wurde 1930 in Tokio von den Pädagogen Tsunesaburo Makiguchi und Josei Toda gegründet. Während des Zweiten Weltkriegs herrschte in Japan eine Militärdiktatur und die Regierung unterwarf die Bevölkerung dem Staats-Shintoismus. Mit ihren Aktivitäten zur Friedenserziehung standen Makiguchi und Toda unerschrocken für die Bewahrung der Lehre und die Werte des Nichiren-Buddhismus ein: Toleranz und Respekt für die Würde allen Lebens. Als Folge ihrer unbeugsamen Haltung wurden sie drangsaliert und 1943 verhaftet. Makiguchi starb im Gefängnis; Toda kam 1945 frei und machte die Soka Gakkai in den folgenden Jahren in Japan zu einer buddhistisch-humanistischen Volksbewegung.

Als Nachfolger Josei Todas hat Daisaku Ikeda (geb. 1928) weltweit zahllose Dialoge über den buddhistischen Humanismus geführt und mit seinen internationalen Gesprächspartner:innen Wege für ein friedliches Miteinander aufgezeigt. 1975 wurde die internationale Vereinigung Soka Gakkai International (SGI) mit ihm als Präsidenten gegründet. Sie verbindet Soka-Gakkai-Gemeinschaften auf der ganzen Welt.


Tsunesaburo Makiguchi

Makiguchi
Tsunesaburo Makiguchi [© Seikyo Shimbun]

Tsunesaburo Makiguchi (1871–1944) gründete 1930 die Vorgängerorganisation der heutigen Soka Gakkai, die Soka Kyoiku Gakkai (Gesellschaft für Werte schaffende Erziehung). Er war Pädagoge, Autor und Philosoph. Sein Leben war geprägt von der fortgesetzten Konfrontation mit unterdrückerischen Autoritäten. Als Lehrer war er für seine Warmherzigkeit und den rücksichtsvollen Umgang mit seinen Schüler:innen bekannt. Als Reformpädagoge setzte er sich dafür ein, einen humanistischen Ansatz im japanischen Bildungssystem einzuführen, bei dem das Glück der Kinder im Mittelpunkt stehen sollte. Weil er die damals gängigen Erziehungspraktiken vehement ablehnte, verabschiedete man ihn vorzeitig in den Ruhestand. Wegen seines Widerstands gegen die Politik des japanischen Militärregimes wurde er im Jahr 1943 inhaftiert. Er starb im Alter von 73 Jahren im Gefängnis. In den letzten Jahren finden seine humanistischen Theorien zur Pädagogik zunehmend internationale Aufmerksamkeit.

Pädagogik

Das damalige japanische Bildungssystem unterdrückte das unabhängige Denken und die Kreativität der Schüler:innen. Makiguchis zentrales Anliegen war es deshalb, dieses System grundlegend zu reformieren. Seiner Überzeugung nach sollten Bildung und Erziehung zuallererst dem Glück der Schüler:innen zuträglich sein – und nicht den Bedürfnissen des Staates. Makiguchis Ansichten widersprachen damit völlig der Absicht der Militärregierung: Die Machthaber wollten Bildung und Erziehung instrumentalisieren, um gehorsame und bedingungslose Diener:innen des Staates zu formen. 1930 brachte Makiguchi sein Buch Soka Kyoikugaku Taikei (Theorie der Werte schaffenden Pädagogik) heraus. Darin erläuterte er die Grundlagen seiner Pädagogik, allem voran seine Theorie der Schaffung von Werten (Soka).

Selbst-Revolution

1928, im Alter von 57 Jahren, lernte Tsunesaburo Makiguchi den Nichiren-Buddhismus kennen. Er erkannte darin eine ganzheitliche Philosophie, die mit seinem eigenen Denken übereinstimmte. Zwei Jahre später gründeten er und sein Lehrerkollege Josei Toda die Soka Kyoiku Gakkai (Gesellschaft für Werte schaffende Erziehung). Aus der anfänglich kleinen Gruppe von Pädagog:innen, die sich der Bildungsreform verschrieben hatten, entwickelte sich allmählich eine Organisation mit Mitgliedern aus allen Bereichen der Gesellschaft. Zu ihren wichtigsten Zielen zählte, den Buddhismus auch anderen Menschen bekannt zu machen. Makiguchi und Toda hatten ursprünglich geglaubt, das Bildungssystem erneuern zu müssen, um eine grundlegende gesellschaftliche Reform zu erreichen. Nun aber waren beide überzeugt, dass die Philosophie Nichiren Daishonins das geeignete Mittel war, um diese Reform zu realisieren. Denn wie Nichiren betont, ist die tiefgreifende Veränderung bzw. Revolution des eigenen Selbst die beste Voraussetzung für eine dynamische Veränderung gesellschaftlicher Strukturen und Prozesse.

Inhaftierung und Tod

In der Zwischenzeit unterwarf die japanische Regierung die Bevölkerung dem Staats-Shintoismus. Dies war eine Religion mit nationalistischer Mythologie, die den Kaiser stark ideologisierte. Auf diese Weise wollten die Machthaber die Unterstützung der Bevölkerung für ihre Kriegskampagne gewinnen. Abweichende Meinungen wurden von der Regierung immer weniger toleriert. Makiguchi lehnte diese Unterdrückung und Beschneidung der Meinungsfreiheit entschieden ab. Er setzte seine Aktivitäten zur Friedenserziehung und Bewahrung des Nichiren-Buddhismus unerschrocken fort. Infolgedessen wurde er 1943 verhaftet und inhaftiert. 1944 starb er an den Folgen von Mangelernährung im Gefängnis. Bis zum Ende blieb er seinen Überzeugungen absolut treu.


Josei Toda

Toda
Makiguchi (rechts) und Toda (links), 1928 [© Seikyo Shimbun]

Josei Toda (1900–1958) war Lehrer, Verleger und Unternehmer. Er baute nach dem Zweiten Weltkrieg die Soka Gakkai wieder auf, als sie nur noch eine Handvoll Mitglieder hatte.

Begegnung mit dem Mentor

Der von der japanischen Insel Hokkaido stammende Toda zog Anfang der 1920er Jahre nach Tokio. Dort fand er eine Anstellung in der Schule, in der Tsunesaburo Makiguchi als Schulleiter tätig war. Beeindruckt von Makiguchis Bildungsidealen, wurde Toda bald zu dessen engstem Gefährten. 1928 begannen beide, den Nichiren-Buddhismus auszuüben. Zwei Jahre später gründeten sie die Soka Kyoiku Gakkai, die Vorgängerorganisation der heutigen Soka Gakkai.

Haft

In den folgenden Jahren erhöhten Japans militaristische Behörden den gesellschaftlichen Druck und beschränkten das Recht auf freie Meinungsäußerung. 1943 wurden Toda und Makiguchi verhaftet, weil sie sich der repressiven Politik der Regierung widersetzt und ihre Aktivitäten zur Friedenserziehung fortgesetzt hatten. Im Gefängnis widmete Toda sich intensiv der Ausübung und dem Studium des Nichiren-Buddhismus. Dadurch erlangte er ein tiefgründiges Verständnis von dessen Prinzipien. Auf der Suche nach Antworten auf die Frage, wer oder was „der Buddha“ eigentlich sei, erkannte er, dass die Buddhaschaft ein grenzenloses Potenzial ist, das allen Lebewesen zu eigen ist. Er gelangte zu der Überzeugung, dass jeder Mensch, der die Philosophie Nichirens ausübt, dieses Potenzial in seinem eigenen Leben öffnen und dadurch Glück und Frieden verwirklichen kann.

Aufbau der Soka Gakkai

1945 wurde Toda aus dem Gefängnis entlassen. Sofort begann er, die nur noch wenige Mitglieder zählende Soka Kyoiku Gakkai neu aufzubauen, und benannte sie um in Soka Gakkai (Werte schaffende Gesellschaft). Toda vermittelte den Menschen die Überzeugung, dass sie durch die buddhistische Ausübung und eine selbstmotivierte Veränderung ( „menschliche Revolution“) ihr Leben zum Besseren verändern können. Diese Botschaft fand enormen Anklang, denn viele Japaner:innen litten in der Nachkriegszeit unter Armut, Krankheit und anderen Herausforderungen. Toda besaß unerschütterliches Vertrauen in die Kraft der Philosophie Nichirens. Außerdem hatte er die Fähigkeit, tiefgründige buddhistische Konzepte in praktische Anleitungen für das Alltagsleben zu übersetzen. Damit gab er den Menschen wieder Hoffnung und machte ihnen Mut. Bis zu seinem Tod im Jahr 1958 hatte Toda eine Gemeinschaft von fast einer Million Mitgliedern aufgebaut und damit den Grundstein für die Verbreitung des Nichiren-Buddhismus in ganz Japan und im Ausland gelegt.

Friedensvermächtnis

Todas Haltung gegenüber Atomwaffen war kompromisslos: Er bezeichnete diese Waffen als „absolutes Übel, welches das unveräußerliche Recht auf Leben bedroht“. Daher forderte er vor allem die Jugend der Soka Gakkai auf, sich für die Abschaffung von Atomwaffen stark zu machen. Dieser Appell, den er 1957 auf einem Treffen an 50.000 Jugendmitglieder der Soka Gakkai richtete, gilt als Ausgangspunkt für die Friedensaktivitäten der Soka Gakkai. In Gedenken an Todas Ideale gründete sein Nachfolger, der heutige SGI-Präsident Daisaku Ikeda, im Jahr 1996 das Toda Peace Institute. Aufgabe des Instituts ist unter anderem, Friedensforscher:innen, politische Entscheidungsträger:innen und Aktivist:innen aus der Zivilgesellschaft für Projekte im Bereich Friedenserziehung und Völkerverständigung zu vernetzen.


Daisaku Ikeda

Ikeda
[© Seikyo Shimbun]

Daisaku Ikeda (1928–2023) war ein buddhistischer Philosoph, Friedensstifter, Erzieher, Autor und Dichter. Er ist dritter Präsident der Soka Gakkai und Gründungspräsident der Soka Gakkai International (SGI).

Ikeda wurde am 2. Januar 1928 in Tokio als Sohn einer Familie von Algenfischern geboren. Als Teenager erlebte er die verheerenden Auswirkungen und das sinnlose Grauen des Zweiten Weltkrieges. Einer seiner Brüder kehrte nicht mehr von der Kriegsfront zurück, worunter seine Mutter entsetzlich litt. Diese Erlebnisse wurden zum Antrieb seines lebenslangen, leidenschaftlichen Einsatzes für den Frieden und das Glück der Menschen. Sein Hauptanliegen von Beginn an: die grundlegenden Ursachen für Kriege zu erkennen und zu beseitigen.

1947, im Alter von 19 Jahren, begegnete Daisaku Ikeda zum ersten Mal Josei Toda (1900–1958), Pädagoge und späterer zweiter Präsident der Soka Gakkai. Vom ersten Augenblick an schätzte Ikeda Toda als einen Mann, der für seine Überzeugungen einstand und tiefgründige buddhistische Konzepte ohne Überheblichkeit in verständlichen Worten erläutern konnte. Er fand bald eine Anstellung bei einem der Unternehmen Todas und setzte unter dessen Anleitung seine Ausbildung fort. Toda wurde zum Mentor für sein gesamtes Leben. Im Mai 1960, zwei Jahre nachdem Toda gestorben war, wurde Ikeda zum dritten Präsidenten der Soka Gakkai ernannt. Unter seiner Führung begann eine Ära der Erneuerung. Fortan engagierten sich die Mitglieder der Soka Gakkai vermehrt für Frieden, Kultur und Erziehung bzw. Bildung. 1975 gründete Ikeda die internationale Vereinigung Soka Gakkai International (SGI) und wurde deren erster Präsident.

Ikeda ist außerdem Gründer der Soka-Schulen und –Universitäten: Dieses überkonfessionelle Bildungssystem basiert auf der Werte schaffenden Erziehung von Tsunesaburo Makiguchi. Die Soka-Pädagogik zielt darauf ab, das einzigartige kreative Potenzial der Schüler:innen zu fördern und eine Ethik des Friedens, des sozialen Engagements und globalen Bewusstseins zu kultivieren.

Ikeda vertraute auf den Dialog als wichtigstes Instrument, um dauerhaften Frieden zu etablieren. Seit den 1970er Jahren tauschte er sich deshalb mit Persönlichkeiten aus der ganzen Welt über kulturelle, pädagogische und politische Themen aus. Zur Umsetzung seiner Friedensvision hat er eine Reihe von unabhängigen, gemeinnützigen Forschungsinstituten gegründet, die interkulturelle und interdisziplinäre Zusammenarbeit auf verschiedenen Fachgebieten fördern. Die von ihm gegründete Min-On Concert Association und das Tokyo Fuji Art Museum fördern zum Beispiel das gegenseitige Verständnis und die Freundschaft zwischen verschiedenen Kulturen durch Musik und Kunst. Von 1983 bis 2022 richtete er jedes Jahr einen Friedensvorschläge an die internationale Gemeinschaft. Seine buddhistisch-humanistisch geprägten Lösungsvorschläge zu den aktuellen Herausforderungen der Menschheit machen Mut, selbst für den Frieden aktiv zu werden.

Alle Aktivitäten Ikedas sind geprägt von der tiefen Überzeugung von der grundsätzlichen Würde allen Lebens. Seiner Auffassung nach wird weltweiter Frieden vor allem durch eine selbstbestimmte, von innen heraus motivierte Veränderung des einzelnen Menschen möglich – und nicht allein durch gesellschaftliche oder strukturelle Reformen.

Vorträge / Artikel von Daisaku Ikeda