Buddhistische Ausübung

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Die buddhistische Ausübung der Soka Gakkai besteht im Wesentlichen darin, zwei Abschnitte aus dem Lotos-Sutra und den Sutra-Titel Nam-Myoho-Renge-Kyo zu rezitieren. Außerdem studieren Mitglieder der Soka Gakkai die buddhistische Philosophie und teilen sie mit anderen. Ein erfülltes, glückliches Leben zu führen, ist das Ziel des Nichiren-Buddhismus. Dazu gehört, die eigenen Herzenswünsche zu verwirklichen und gleichzeitig zu dem Glück anderer und einer friedlichen Gesellschaft beizutragen.

„Menschliche Revolution“ wird in der Soka Gakkai der Prozess genannt, die eigene Menschlichkeit zu kultivieren, um Hoffnung und Freude zu verbreiten – sei es in der Familie, im Freundeskreis oder im Beruf. Er basiert auf der Überzeugung, mit dem eigenen Handeln im Alltag einen entscheidenden Beitrag zu einer globalen Friedenskultur leisten zu können.

Nam-Myoho-Renge-Kyo

Nam-Myoho-Renge-Kyo

Probleme und Schwierigkeiten sind eine unvermeidliche Tatsache des Lebens. Die Essenz des Buddhismus ist die Überzeugung, dass wir jederzeit die Fähigkeit besitzen, solche Leiden zu überwinden. Die hierfür erforderliche Kraft existiert in der Tiefe unseres Lebens. Sie entspringt dem fundamentalen Gesetz oder Prinzip, das allem Leben und dem Universum zugrunde liegt.

Shakyamuni, der Begründer des Buddhismus, erwachte vor etwa 2.500 Jahren zum ersten Mal zu diesem Gesetz und entdeckte, dass die Fähigkeit, Leiden zu transformieren, sowohl seinem eigenen Leben als auch dem Leben aller Menschen innewohnt.

Dieses Gesetz wurde von Nichiren, einem buddhistischen Priester aus dem 13. Jahrhundert, erkannt, der es Nam-Myoho-Renge-Kyo nannte. Nichiren entwickelte auf der Grundlage des Lotos-Sutra eine konkrete Ausübung, die es ausnahmslos jedem Menschen ermöglicht, die Kraft dieses Gesetzes in seinem Leben hervorzubringen.

Die Ausübung des Rezitierens von Nam-Myoho-Renge-Kyo kann auch als ein Ausdruck unserer Entschlossenheit beschrieben werden, unsere Buddhanatur zum Vorschein zu bringen. Es ist ein Versprechen an uns selbst, alle Schwierigkeiten zu überwinden und sogar Leid in Glück zu verwandeln. Gleichzeitig ist es ein Versprechen, anderen zu helfen, dieses Gesetz in ihrem eigenen Leben zu entdecken und ebenfalls glücklich zu werden.


Myoho-Renge-Kyo ist der vollständige Titel des Lotos-Sutra im Japanischen und wird übersetzt als: „Das Lotos-Sutra des  wunderbaren (Mystischen) Gesetzes".


Nam
stammt aus dem Sanskrit „Namas“, das „Verbeugung" oder „Verehrung" bedeutet. Dieser Begriff wurde auch mit den Schriftzeichen übersetzt, die „sein Leben widmen" (Jap. kimyo) bedeuten. In diesem Sinne heißt sein Leben widmen, sich mit Körper und Geist dem Gesetz zu widmen und danach zu streben, es mit seinem gesamten Wesen auszuüben und zu verkörpern.

Myo 
kann als mystisch oder wunderbar übersetzt werden.

ho 
bedeutet Gesetz. 

Weil das Gesetz, das im Lotos-Sutra dargelegt wird, schwierig zu ergründen und zu verstehen ist, nennt man es das Mystische Gesetz (Myoho).

Renge 
bedeutet Lotosblume. Sie dient als Metapher, um charakteristische Eigenschaften des Mystischen Gesetzes zu beschreiben. Obwohl die Lotosblume in schlammigem Wasser wächst, wird sie von ihrer Umgebung nicht beschmutzt. Sie bringt reine, duftende Blüten hervor. Das erinnert an Menschen, die an das Mystische Gesetz glauben und das Mystische Gesetz praktizieren. Obwohl sie in der Realität voller Leiden leben, bleiben sie rein in Gedanken und Taten, lehren andere und leiten sie zur Erleuchtung an. Hinzu kommt, dass sich bei der Lotospflanze, im Gegensatz zu anderen Pflanzen, die Samenhülse (die Lotosfrucht) in der Knospe befindet. Die Blüte und die Frucht wachsen und erscheinen zur gleichen Zeit. Die Ursache (die Blüte) und die Wirkung (die Frucht) existieren zeitgleich. Dieses Bild veranschaulicht, dass der Zustand der Buddhaschaft unmerklich sogar im Leben gewöhnlicher Menschen vorhanden ist, obwohl sie diesen Lebenszustand noch nicht manifestiert haben. Darüber hinaus zeigt dieses Bild, dass man selbst dann, wenn man ein Buddha geworden ist, die Lebenszustände eines gewöhnlichen Menschen nicht verliert.


Kyo
bedeutet „Sutra“; dies zeigt auf, dass das Lotos-Sutra (Myoho-Renge-Kyo) die ewige Wahrheit – das Mystische Gesetz – beinhaltet.

Nam-Myoho-Renge-Kyo zu chanten bedeutet, an das Mystische Gesetz und die unbegrenzten Möglichkeiten des Lebens zu glauben. Nam-Myoho-Renge-Kyo ist weder eine mystische Anrufung, die übernatürliche Kräfte hervorbringt, noch ist sie die Hinwendung an ein transzendentes Wesen, auf das wir uns verlassen. Es ist vielmehr der Ausdruck unserer Überzeugung: Ausnahmslos jeder Mensch besitzt die Fähigkeit, sein Leben und seine Umgebung zum Positiven zu verändern.

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Gohonzon

Gohonzon
Buddhistischer Schrein im Ikeda-Friedenszentrum, Mörfelden-Walldorf

Der Nichiren-Buddhismus ist unter den buddhistischen Lehren insofern revolutionär, als er lehrt, dass alle Menschen in der Lage sind, die Buddhaschaft in diesem Leben, in ihrer gegenwärtigen Form, zu verwirklichen. 

Der Gohonzon ist eine Schriftrolle mit chinesischen und Sanskrit-Zeichen, die den Ausübenden des Nichiren-Buddhismus dabei hilft, den Lebenszustand der Buddhaschaft in ihrem Leben zu erkennen und hervorzubringen.

Nichiren schrieb den Gohonzon als ein Mittel zur Darstellung dieses erhabenen Lebenszustandes ein, indem er eine Szene aus dem Lotos-Sutra verwendete, die als „Zeremonie in der Luft“ bekannt ist. In der „Zeremonie in der Luft“ erhebt sich ein kolossaler Turm, der mit kostbaren Edelsteinen und anderen Schätzen geschmückt ist, aus der Erde. Buddhas und andere Wesen aus dem ganzen Universum versammeln sich, um den Buddha das Gesetz verkünden zu hören.

In der Mitte des Gohonzon steht Nam-Myoho-Renge-Kyo geschrieben, und auf beiden Seiten sind die Namen dieser Buddhas, Bodhisattvas und Lebewesen eingraviert, die verschiedene innere Zustände des Lebens repräsentieren, die als die Zehn Welten bekannt sind. Ihre Aufnahme in den Gohonzon bedeutet, dass alle Lebewesen ihre erleuchtete Natur offenbaren können, wenn sie von Nam-Myoho-Renge-Kyo oder der Weisheit und des Mitgefühls des ewigen Buddha erleuchtet werden.

Gohonzon ist japanisch und kann auf Deutsch mit „Objekt der Widmung“ übersetzt werden. Ausübende des Nichiren-Buddhismus richten sich zuhause Altäre mit einem Schrein ein, in dem sie den Gohonzon aufbewahren. Ihre tägliche Ausübung besteht darin, Nam-Myoho-Renge-Kyo und Abschnitte aus dem Lotos-Sutra zu rezitieren, während sie vor dem Gohonzon sitzen. Dies ist ein Akt der Bekräftigung und Verehrung der Würde ihres eigenen Lebens sowie der Würde allen Lebens.

Das Chanten von Nam-Myoho-Renge-Kyo zum Gohonzon aktiviert die Buddhanatur, die dem eigenen Leben innewohnt. Dies wird als ein Aufblühen von Weisheit, Mut, Mitgefühl und Lebenskraft erlebt, das einen dazu befähigt, die verschiedenen Herausforderungen des Lebens zu meistern und das eigene Leben, so wie es ist, zum Strahlen zu bringen.

In gewissem Sinne ist der Gohonzon eine Blaupause für das grenzenlose Potenzial unseres inneren Lebens. Es ist keine Darstellung von etwas, das uns fehlt oder das wir von einer Quelle außerhalb unserer selbst erwerben müssen.

Er ist auch ein Ausdruck der Welt, wie sie sein sollte, ein Ort, an dem alle Probleme dieser unruhigen Zeit überwunden sind. 

Ein Schlüsselmoment bei der im Lotos-Sutra beschriebenen Zeremonie in der Luft ist das plötzliche Erscheinen der Bodhisattvas aus der Erde. Diese Buddha-ähnlichen Wesen sind Schüler:innen des Buddha, die gelobt haben, die Lehren des Buddha in der Zeit nach seinem Tod aufrechtzuerhalten, um das von Leiden und Konflikten geprägte Zeitalter für das Glück aller Menschen zu verändern.

Auf der tiefsten Ebene bedeutet das Rezitieren von Nam-Myoho-Renge-Kyo zum Gohonzon, wie es von Nichiren gelehrt wurde, die Aufgabe als Bodhisattvas aus der Erde in seinem eigenen Leben zu entdecken.

Indem sie das spirituelle Erbe von Shakyamuni und Nichiren annehmen, um eine Welt des Friedens und des Glücks für alle Wesen zu verwirklichen, bemühen sich die Mitglieder der Soka Gakkai, ihre Buddhaschaft inmitten der Realitäten ihres täglichen Lebens zu verwirklichen und anderen zu helfen, dasselbe zu tun.

Gruppenversammlung

Gruppenversammlungen stehen im Mittelpunkt der Aktivitäten der Soka Gakkai. Ihre Tradition reicht bis in die Anfänge der Soka Gakkai zurück.

Es gibt über 500 regionale Gruppen der Soka Gakkai in Deutschland. Auf den Treffen dieser Gruppen kann man die buddhistische Ausübung kennenlernen, von anderen lernen, eigene Erfahrungen mit dem Leben und dem Glauben teilen und sich gegenseitig ermutigen. Hier wird ein offener Rahmen angeboten, in dem sich die unterschiedlichsten Menschen begegnen – unabhängig von sozialer Herkunft, Alter, Geschlecht, Beruf, Nationalität oder Ursprungsreligion. Gruppenversammlungen sind deshalb so wesentlich als Friedensaktivität der Soka Gakkai, weil hier Netzwerke der Freundschaft geknüpft und Menschen ermutigt werden, die Einzigartigkeit ihrer Lebensaufgabe zu erkennen.

Gruppenversammlungen der Soka Gakkai finden in der Regel monatlich statt, meist in privatem Rahmen. Auf das gemeinsame Rezitieren des Lotos-Sutra und das Chanten von Nam-Myoho-Renge-Kyo folgt ein lebendiger, offener Austausch. Beim Studium buddhistischer Themen steht immer die Verbindung zum Alltagsleben im Mittelpunkt. Ein weiteres zentrales Element dieser Treffen ist das Berichten von Erfahrungen, die Menschen mit dem Glauben und der Ausübung gemacht haben. Für Menschen, die mit Problemen kämpfen, ist nichts ermutigender als das Beispiel anderer, die ihre Herausforderungen erfolgreich gemeistert haben und gestärkt daraus hervorgegangen sind.