Unsere Geschichte
Die Soka Gakkai begann als eine Gemeinschaft reformorientierter japanischer Pädagog:innen, die sich von der Philosophie des Nichiren-Buddhismus inspirieren ließen. Ihr Gründer und erster Präsident war Tsunesaburo Makiguchi (1871–1944). Während des Zweiten Weltkriegs wurde er zusammen mit seinem Schützling Josei Toda (1900–1958) von der militaristischen japanischen Regierung inhaftiert, weil er sich ihrer Politik widersetzte. Makiguchi starb im Gefängnis an Unterernährung und Altersschwäche. Nachdem Toda aus der Haft entlassen wurde, baute er die Soka Gakkai als buddhistische Bewegung wieder auf. Daisaku Ikeda (geb. 1928) übernahm Todas Vision und entwickelte die Gemeinschaft zu einer weltweiten Bewegung für Frieden, Kultur und Erziehung.
Bildungsreform (1930–1937)
1930 | Gründung der Soka Gakkai
Die Soka Gakkai (wörtlich: Werte schaffende Gesellschaft) wurde am 18. November 1930 als Studiengruppe für Pädagog:innen gegründet. Ursprünglich hieß sie Soka Kyoiku Gakkai (Gesellschaft für Werte schaffende Erziehung). Ihr Gründer und erster Präsident, Tsunesaburo Makiguchi, war ein vom Nichiren-Buddhismus inspirierter Autor und Pädagoge, der sich leidenschaftlich für die Reform des japanischen Bildungssystems einsetzte. Seine Theorie der Werte schaffenden Erziehung konzentrierte sich auf die Entwicklung unabhängigen Denkens und das unbegrenzte Potenzial eines jeden Kindes.
Der 18. November 1930, das Datum der Veröffentlichung des ersten Bandes von Makiguchis Werk Soka kyoikugaku taikei (Das System der Werte schaffenden Erziehung), gilt als der Gründungstag der Soka Gakkai.
Opposition gegen die Militärregierung (1937–1945)
1937 | Soziale Reformen
Makiguchis Betonung des unabhängigen Denkens gegenüber dem Auswendiglernen stellte eine Herausforderung für die japanischen Behörden jener Zeit dar, die die Rolle der Bildung in erster Linie darin sahen, fügsame Diener:innen des Staates zu formen. Makiguchi und sein engster Mitarbeiter Josei Toda erweiterten die Soka Kyoiku Gakkai von einer Gruppe von Pädagog:innen, die sich der Bildungsreform widmeten, zu einer Gemeinschaft mit mehreren Tausend Mitgliedern, die sich auf die Verbreitung des Nichiren-Buddhismus als Mittel zur Reform der Gesellschaft durch die Veränderung des einzelnen Menschen konzentrierte.
1943 | Kampf gegen staatliche Unterdrückung
In den 1930er Jahren hatte sich in Japan ein militaristischer Nationalismus entwickelt, der 1941 mit dem Eintritt Japans in den Zweiten Weltkrieg seinen Höhepunkt fand. Die Regierung zwang der Bevölkerung die staatliche Shinto-Religion auf, um ihren Angriffskrieg zu verherrlichen, und ging gegen jede Form von Andersdenken vor. Die Weigerung von Makiguchi und Toda, ihre Überzeugungen aufzugeben und das Regime zu unterstützen, führte zu ihrer Verhaftung und Inhaftierung im Jahr 1943 als so genannte „Gedankenverbrecher“. Aufgrund der Unterdrückung durch die Regierung wurde die Soka Gakkai praktisch zerschlagen.
1944 | Tod von Tsunesaburo Makiguchi
Trotz der Versuche seiner Vernehmungsbeamten, ihn von seinen Prinzipien abzubringen, hielt Makiguchi an seinen Überzeugungen fest. Er starb am 18. November 1944 im Gefängnis.
Wiederaufbau nach dem Krieg (1945–1960)
1945 | Aktiver, sozial engagierter Buddhismus
Josei Toda überlebte die Inhaftierung und wurde am 3. Juli 1945, kurz vor Kriegsende, aus dem Gefängnis entlassen. Während seiner Gefangenschaft hatte Toda das Lotos-Sutra studiert und intensiv Nam-Myoho-Renge-Kyo rezitiert. Dabei gelangte er zu der revolutionären Erkenntnis, dass „der Buddha“ das Leben selbst ist. Er entwickelte die Überzeugung, dass es seine Aufgabe sei, die Botschaft des Lotos-Sutra so weit wie möglich zu verbreiten, und beschloss, den Rest seines Lebens diesem Vorhaben zu widmen.
Toda baute die Soka Gakkai in den Wirren der japanischen Nachkriegszeit wieder auf und wurde 1951 ihr zweiter Präsident. Er förderte eine aktive, sozial engagierte Ausübung des Buddhismus als Mittel zur Selbstbefähigung - als einen Weg, um Hindernisse im Leben zu überwinden und innere Hoffnung, Zuversicht, Mut und Weisheit zu finden.
Toda verwendete den Begriff „menschliche Revolution“, um die zentrale Idee des Nichiren-Buddhismus auszudrücken: dass alle Menschen ihr Leben zum Besseren verändern und in diesem Leben die Erleuchtung erlangen können. Diese Botschaft fand vor allem bei den am stärksten benachteiligten Menschen der japanischen Gesellschaft Anklang, und die Mitgliederzahlen stiegen rasch an.
1957 | Aufruf zur Abschaffung von Atomwaffen
Am 8. September 1957 verkündete Toda öffentlich, dass alle Menschen ein unverletzliches Recht auf Leben haben und rief eindringlich zur Abschaffung von Atomwaffen auf, die er als Ausdruck der dunkelsten Seite des menschlichen Herzens bezeichnete. Er forderte die Jugend der Soka Gakkai auf, sich für ihre Abschaffung einzusetzen. Dies wurde zum symbolischen Beginn der Friedensaktivitäten der Soka Gakkai.
In einer Zeremonie am 16. März 1958 vertraute Toda die zukünftige Entwicklung der Soka Gakkai der Jugend an. Unter den Jugendlichen kristallisierte sich sein engster Schüler, Daisaku Ikeda, als künftige Führungsperson der Soka Gakkai heraus.
Bis zu seinem Tod am 2. April 1958 hatte Toda die Soka Gakkai zu einer dynamischen Bewegung mit über 750.000 Mitgliedern in ganz Japan aufgebaut.
Internationale Verbreitung (1960–1990)
1960 | Eine weltweite Bewegung
Toda wurde 1960 von dem damals 32jährigen Daisaku Ikeda als Präsident abgelöst. Ikeda festigte die Struktur der Soka Gakkai in Japan und begann auch, die Grundlagen einer globalen Bewegung zu schaffen, indem er nach Übersee reiste, um die ersten Soka-Gakkai-Mitglieder außerhalb Japans zu treffen und zu ermutigen. Diese Mitglieder leisteten Pionierarbeit beim Aufbau der Soka Gakkai in ihren jeweiligen Ländern. Dies führte zu einem Wachstum von Soka-Gakkai-Gemeinschaften auf der ganzen Welt.
Um die Solidarität für den Frieden zu stärken, gründete Ikeda auch eine Reihe von Institutionen in den Bereichen Kunst und Kultur, Friedensforschung und -erziehung.
1975 | Eine weltweite Vereinigung
1975 wurde die Soka Gakkai International (SGI) als globale Vereinigung gegründet, die unabhängige Soka-Gakkai-Gemeinschaften auf der ganzen Welt miteinander verbindet. Daisaku Ikeda wurde ihr Präsident.
Im Jahr 1983 wurde die SGI als Nichtregierungsorganisation (NGO) mit beratendem Status beim Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen (ECOSOC) akkreditiert.
Die Charta der SGI wurde 1995 verabschiedet und bringt die Verpflichtung der Vereinigung zum Ausdruck, sich für eine friedliche Welt einzusetzen und einen Beitrag zu Frieden, Kultur und Erziehung zu leisten, der auf der Achtung der Würde des Lebens und der Philosophie des Nichiren-Buddhismus beruht.
Die Grundlagen bekräftigen (1990 bis heute)
1991 | Spirituelle Unabhängigkeit
Im November 1991 kam es zum Bruch zwischen der Soka Gakkai und der Nichiren-Shoshu-Priesterschaft. Für die Soka Gakkai begann damit ihre spirituelle Unabhängigkeit. Bis 2008 entstanden Soka-Gakkai-Gemeinschaften in 192 Ländern und Gebieten auf der ganzen Welt. Diese Entwicklung wurde durch die seit der Trennung von der Nichiren-Shoshu-Priesterschaft gewonnene größere Freiheit, sich an lokale Kulturen und die moderne Welt anzupassen, begünstigt.
Im November 2013 wurde in Shinanomachi, Tokio, die Halle des Großen Schwurs für Kosen-rufu eröffnet, ein Ort, an dem Soka-Gakkai-Mitglieder aus ganz Japan und der ganzen Welt gemeinsam Nam-Myoho-Renge-Kyo rezitieren können, um ihr Versprechen zu erneuern, sich für den Frieden einzusetzen und die lebensbejahende Philosophie des Nichiren-Buddhismus zu verbreiten.
2017 | Soka Gakkai Satzung
Im Jahr 2017 verabschiedete die Soka Gakkai ihre neue Satzung, in der die Rolle der Gründungspräsidenten, die grundlegenden Aspekte ihrer globalen Verwaltung, ihre grundlegende doktrinäre Haltung und die Ziele der Förderung des Nichiren-Buddhismus zum Wohle des Friedens und des Glücks aller Menschen formuliert werden.
Im Jahr 2021 wurde eine aktualisierte Soka-Gakkai-Charta verabschiedet. Darin werden die Grundsätze des sozialen Engagements der weltweiten Glaubensgemeinschaft, das auf einem unerschütterlichen Bekenntnis zu Gewaltlosigkeit und einer Kultur des Friedens beruht, deutlich dargestellt.